Das Verfahren

Lost Foam Verdichtertisch und Gießanlage im Technikum des Fraunhofer IFAM

Konstruktive Freiheit

Das Lost Foam Gießerfahren (LFGV) ist ein Sandgussverfahren zur Produktion besonders komplexer Metallbauteile, die mit anderen Gießverfahren nicht oder nur unbefriedigend hergestellt werden können. Mit dem LFGV ist die Herstellung von Prototypen ebenso möglich wie die von Klein- oder Großserien. Die Bauteile können aus Stahl, Gusseisen, Aluminium- und Kupferlegierungen hergestellt werden.

Das Prinzip

Zunächst wird ein Polystyrolmodell des Bauteils in binderlosen Formsand eingebettet. Metallschmelze wird zugeführt, die das Modell verbrennt und es ersetzt. Das Ergebnis ist eine detailgetreue, einsatzfähige Metallkopie des Modells. Das „Verlieren“ des Modells durch Verbrennen gibt dem Lost Foam Verfahren seinen Namen. Mehr zum Verfahrensablauf hier.

Neue Horizonte für Konstrukteure

Konstrukteure haben mit dem LFGV eine einzigartige konstruktive Freiheit. Denn die Polymerschaummodelle können aus mehreren Teilen bestehen und erlauben deutlich komplexere Konstruktionen als andere Formwerkzeuge. In nur einem Guss entstehen so gratlose Formen, die sonst aus mehreren Gussteilen zusammengefügt werden müssten. Das erlaubt beispielsweise die Integration von Hinterschnitten und feinsten Kanälen.

Die vielfältigen Möglichkeiten setzen vielfältiges Know-how voraus, von der Konstruktion über die Modellherstellung bis zum eigentlichen Gießen. Der Lost Foam Council e. V. hilft Ihnen dabei, dieses Know-how aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Historie: Die Entwicklung des Verfahrens

Das Lost Foam Gießverfahren ist eine Weiterentwicklung des Vollformgießens aus den USA, das bereits seit den 1950er-Jahren bekannt ist. Das Vollformgießen ermöglichte die kostengünstige Herstellung von Einzelstücken. Nachteil: Es war für die Serienproduktion ungeeignet. Dies ist heute mit dem LFGV dank umfangreicher Weiterentwicklungen möglich.

Ein wesentlicher Entwicklungsschritt war der Einsatz von binderlosem Sand (1960). Denn heute ist der Einsatz von binderlosem Sand für Lost Foam und gebundenem Sand für Vollformgießen das Unterscheidungskriterium zwischen den Verfahren. Weitere wichtige Entwicklungen: das Trockensandverfahren zum Einformen (1964), das Magnetformverfahren und das Unterdruck-Vollformgießen (1968). In Deutschland fand das Lost Foam Gießverfahren erstmals 1975 umfangreiche Verwendung bei der Herstellung von Benzinabscheidern (HAH, FAH-1).